Die Jahrhundertchance für Graz

"Fragen" und Antworten

Die vielen unbekannte Seite des Joanneums bekommt eine Chance

„Killerphrasen“ gegen diese einmalige Chance

Es gab zur Jahrhundertchance, die vielen Personen und Institutionen präsentiert wurde, fast nur positive Rückmeldungen. Allerdings hörten wir einige von uns so genannte Killerphrasen, die darauf abzielen, das Projekt auf die lange Bank zu schieben und damit die Wahrnehmung dieser einzigartigen Chance zu verhindern. Hier sind diese Killerphrasen aufgelistet und mit ein paar Gegenargumenten versehen – die sie, wie wir hoffen, ausreichend entkräften.

1.  " Zu spät! Wir haben nicht genug Ressourcen und nicht genug Zeit"

- Die Ressourcen in den Ämtern sind gebunden und vollständig ausgelastet, für neue Planungen sind keine Kapazitäten vorhanden, es braucht hier viel mehr Zeit.

+   Woran gearbeitet wird, ist eine Frage der Prioritäten, die letztendlich von der Politik gesetzt werden sollten. Jeder Amtsleiter kann vorlegen, welche Projekte für eine Weile zugunsten der Jahrhundertchance zurückgestellt werden können, um Kapazitäten freizuspielen. Der Arbeitsaufwand hält sich in Grenzen, da die Änderungen relativ gering sind.
Außer… man legt Planung und Umsetzung so an, dass der Arbeitsaufwand groß ist und eine zügige Umsetzung verunmöglicht wird. Zum Beispiel durch das Warten auf die Fertigstellung eines Gesamtkonzepts; durch das Verlangen einer Simulation; dadurch, dass man statt einem Provisorium bereits die endgültige Gestaltung designt. Ohne den Mut, pragmatisch vorzugehen, wird die Verkehrswende viele Jahrzehnte dauern.

2. "Es braucht ein Gesamtkonzept"

- Die Jahrhundertchance kann man erst durchführen, wenn es ein Gesamtkonzept gibt: z.B. Park&Ride an den Stadtgrenzen, gut angeschlossen mit Bussen, ein durchgehendes Radnetz, ein gutes ÖV-Netz, etc. Also erst den Autoverkehr von außen abfangen, dann kann man dem verbleibenden Rest auch Umwege zumuten.

+ Ein „Gesamtkonzept“ wird Jahre in der Planung und Jahrzehnte in der Umsetzung brauchen. Und ohne Maßnahmen, die den Durchgangsverkehr verringern, wird kein einziges „Gesamtkonzept“ funktionieren. Es ist eine Absage an die Zukunft und eine Ausrede, um nichts zu machen. Die meisten Verkehrs- und Stadtplaner:innen sagen, dass die Jahrhundertchance auf jeden Fall ein für die zukünftige Entwicklung passendes Konzept ist, das man so schnell wie möglich umsetzen sollte. Viele Städte (Paris, Groningen, Gent, Brüssel) führen vor, was möglich ist, dass man solche Dinge sehr schnell umsetzen kann und die Menschen es sehr schnell und gerne annehmen.

3.  "Man kann die Planung nicht mehr ändern"

-  Es wurde jahrelang geplant, die Baustelle ist die bestgeplanteste seit Jahrzehnten, daran kann man jetzt für die letzten eineinhalb Jahre nichts mehr ändern, das geht sich zeitlich nicht aus.

+  Das Konzept der Jahrhundertchance ist so angelegt, dass die faktischen baulichen Änderungen minimal sind und als Provisorium – ähnlich wie am südlichen Lendplatz – problemlos innerhalb weniger Monate angelegt werden können. Beispiele: Bauzeit provisorische Radweg Lendkai: wenige Tage; Bauzeit „Gelbe“ Begegnungszone Lendkai: zwei Monate (inklusive Baumpflanzungen). Die zugehörige Planung ist aufgrund des provisorischen Charakters und den geringen Eingriffen ohne größere Umbauten ebenfalls in wenigen Monaten möglich.


4. "Wir brauchen zuerst eine Simulation"

- Bevor man solche umfassende Eingriffe macht, braucht es zuerst eine Simulation, um zu zeigen, ob eine Umleitung des Autoverkehrs überhaupt möglich ist, ohne dass es zu unzumutbaren und gesetzlich formal gar nicht erlaubten Überlastungen von Kreuzungen kommt.

+ Die derzeitigen Baustellen stellen bereits einen Großteil der Eingriffe dar – der einzige Teil, der noch fehlt, ist die Einrichtung der Fußgängerzone am Kai vom Kunsthaus bis zum Nikolaiplatz. Hier lassen sich derzeit reale Verkehrsdaten erheben, aus denen belastbare Erkenntnisse hinsichtlich des Verkehrsflusses bzw. Verkehrsverlagerungen gewonnen werden können - ganz ohne Simulation. Es ist zu erwarten, dass eine Verlagerung des geringen noch vorhandenen Verkehrs nur mehr zu geringen Zusatzbelastungen  auf Ausweichrouten führen wird. Für diese Erkenntnis, die aus den derzeitigen, durch die Baustellen bedingten Umleitungen abzuleiten ist, braucht es keine Simulation mehr. Durch eine für den Bauablauf günstige, versuchsweise Sperrung des Gries- und Lendkais (z.B. für eine Woche) könnte die dadurch bewirkte Verkehrs-Verlagerung beobachtet und gezählt werden.

5. "Es wird den Verkehr lahmlegen"

- Noch weitere Sperrungen von Straßen werden den Verkehr in der Stadt stilllegen. Das geht jetzt einfach nicht.

+  Die laufenden Erfahrungen, unterstützt durch Zählungen, zeigen sehr deutlich, dass der Autoverkehr sich ohne gröbere Probleme teilweise binnen Tagen, aber jedenfalls nach einigen Wochen an die Gegebenheiten (Neutorgasse, Tegetthoffbrücke, Belgiergasse derzeit unpassierbar, Joanneumring war verringert auf eine Spur) anpasst. Off the record sagen praktisch alle Verkehrsplaner:innen, dass dies zu erwarten ist. Beispiele in dutzenden anderen Städten zeigen das gleiche Bild: Reduktion der Kapazität führt zu Autoverkehrsrückgang und einer Zunahme von Fuß-, Rad- und Öffentlichen Verkehr.  

6. "Noch eine Belastung mehr ist nicht vertretbar"

-  Noch eine Belastung mehr wird zum endgültigen Zusammenbruch des Verkehrs führen.

+  Es sind am Lendkai derzeit nur mehr knapp 7.000 Autos pro Tag. Das ist ein Rückgang im von über 60% imVergleich zum vorherigen Zustrom (Belgiergasse und Lendkai zusammen 17.500). Es ist zu erwarten, dass eine Verlagerung dieses geringen bleibenden Verkehrs nur mehr zu geringen Zusatzbelastungen gegenüber dem heutigen Zustand führen wird. Zumal ein Teil des derzeitigen Verkehrs Ziel- und Quellverkehr ist, der weiterhin uneingeschränkt bzw. teilweise mit geringen Umwegen möglich ist.

7. " Es gibt kein Geld, es kostet zu viel"

- Es ist derzeit kein Geld im Budget vorgesehen und auch keines vorhanden.

Die baulichen Eingriffe sind minimal und verursachen geringe Kosten. Die vorerst provisorische Straßeneinrichtung wäre ähnlich wie bei der Begegnungszone südlich des Lendplatzes (die Kosten dafür betrugen nur € 200.000). Daher sind keine großen Beträge erforderlich. Die erforderlichen Budgetmittel könnten relativ einfach aus anderen Töpfen umgewidmet werden, z.B. aus dem Budget für die Radoffensive (€ 100 Millionen) oder aus dem Budget für den Fußverkehr. Es handelt sich bei der Jahrhundertchance schließlich um zentral wichtige Verbesserungen sowohl für den Rad- als auch für den Fußverkehr. Zudem würde eine spätere Ausführung wesentlich höhere Kosten verursachen - allein schon die neuerliche Einrichtung von Baustellen wäre aufwändig. Und: das aufgetriebene Geld wäre hocheffizient eingesetzt: enorme Wirkung zu minimalen Kosten.

Die Jahrhundertchance ist jetzt!

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